Das Hochschul- und Wissenschaftssystem durchläuft seit den 1990er Jahren zahlreiche dynamische Veränderungsprozesse, welche die Hochschulforschung wissenschaftlich untersucht und begleitet hat. Das Verständnis dieser Veränderungsprozesse und eine Analyse ihrer Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des deutschen Hochschul- und Forschungssystems sind von großer Bedeutung für die Wissenschaft selbst wie für die Wissenschaftspolitik. Dies ist ein Gegenstand von Governance-Forschung.
Weitere Informationen
- Call for Papers (Frist war am 08.12.2015)
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7. – 8. April 2016, München
Unter dem Begriff „Governance“ beschäftigen sich mehrere Disziplinen seit etwa 30 Jahren sowohl mit den Mechanismen der wechselseitigen Koordination unterschiedlicher Akteure als auch mit Steuerungs-instrumenten wie Hierarchie, Wettbewerb, Netzwerk und deren Interdependenz. Die Governance-Forschung hat sich seither zu einem dynamischen Forschungsgebiet in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit einem breiten Spektrum von Anwendungsmöglichkeiten entwickelt und auf diese Weise auch Eingang in die Hochschul- und Wissenschaftsforschung gefunden.
Im Hochschulbereich wird Governance häufig mit neuen Steuerungsmodellen (wie Zielvereinbarungen, leistungsorientierte Mittelzuweisung …) im Rahmen des New Public Management (NPM) in Verbindung gebracht. Hier ist es zu Veränderungen der klassischen Beziehungen zwischen Staat, akademischer Profession und Markt gekommen. Der Staat hat Entscheidungskompetenzen auf die Hochschulen verlagert, die Stellung von Präsidien und Dekanaten gestärkt, Wettbewerbselemente eingeführt, und sich auf eine indirekte Steuerung über strategische Zielsetzungen konzentriert. In einigen Ländern lassen sich aller-dings auch bereits wieder Tendenzen einer stärkeren direkten Einflussnahme durch Wissenschaftsministerien beobachten.
Die gesamte Entwicklung – die auch den Sektor der außeruniversitären Forschungseinrichtungen betrifft – wird begleitet durch den Ausbau von Controlling-Systemen, wie z.B. dem Berichtswesen, und der zu-nehmenden Bedeutung des Wissenschaftsmanagements. Neue interne Verwaltungseinheiten (z.B. Qualitätssicherung) und externe Organisationen (z. B. für Akkreditierung, Evaluationen und Rankings aller Art) fordern eine objektive und vergleichbare Leistungsmessung. Kritisch diskutiert wird in der Wissenschaft, dass dabei „die falschen Dinge“ erfasst werden und steuerungswirksam werden.
Neben der Einführung von NPM-Instrumenten, der Umsetzung des Bologna-Prozesses, einem steigenden Wettbewerbsdruck durch die Drittmittelfinanzierung und anderen Veränderungen reagieren die Hoch-schulen auf neue aktuelle Herausforderungen, wie sie etwa die demographische Entwicklung mit sich bringt (steigende Studierendenzahlen, aber auch neue gesellschaftliche Aufgaben – „Third Mission“) oder die zunehmenden Möglichkeiten der Digitalisierung. Universitäten und Fachhochschulen fusionieren (z. B. Brandenburgische Technische Universität), bilden mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und zum Teil Partnern aus der Industrie neue hybride Organisationsformen (z. B. Karlsruher Institut für Technologie – KIT oder Berliner Institut für Gesundheitsforschung – BIG) sowie regionale oder länderübergreifender Verbünde („Wissensregionen“), in denen sie gemeinsame strategische Zielsetzungen verfolgen.
Programm der Tagung
Die Tagung wird vom Bayerischen Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF) ausgerichtet.